Montag, 22. Februar 2010


The Rocky Horror Picture Show (USA, 1975)

Originaltitel: The Rocky Horror Picture Show
Regie: Jim Sharman
Produktion: Michael White, Lou Adler, John Goldstone
Buch: Richard O'Brien, Jim Sharman
Musik: Richard O'Brien
Kamera: Peter Suschitzky

Tim Curry (Dr. Frank N. Furter)
Susan Sarandon (Janet Weiss)
Barry Bostwick (Brad Majors)
Richard O'Brien (Riff Raff)
Patricia Quinn (Magenta)
Nell Campbell (Columbia)
Jonathan Adams (Dr. Everett V. Scott)
Peter Hinwood (Rocky Horror)
Meat Loaf (Eddie)
Charles Gray (Kriminologe)

Janet und Brad - jung, spießig, verlobt - sind in einer verregneten Nacht auf der Fahrt zu Dr. Scott, dessen Segen als ursprünglicher (unfreiwilliger) Kuppler noch als i-Tüpfelchen auf der Hochzeitstorte fehlt. Orientierungslosigkeit und eine Reifenpanne setzen dem Trip ein jähes Ende. Auf der Suche nach Hilfe geraten sie an den seltsamen Travestiten Dr. Frank N. Furter und seine illustre Schlossgesellschaft. Eine Odyssee von fragwürdigen Experimenten, Enthüllungen und verbotenen erotischen Früchten nimmt ihren Lauf...

Filmische Musicals sind verständlicherweise nicht jedermanns Sache. Ich selber kann zum Beispiel mit dem rosa Kitschmonster "Grease" nicht viel bis gar nichts anfangen, befinde mich aber noch in der Orientierungsphase des Genres, kenne also recht wenig. Schwer zu bestreiten, dass plötzliche Musikeinlagen das Filmgefüge meistens auseinander sprengen und narrativen Fluss bremsen. Diese Vorwürfe muss sich sicher auch der Kultsreifen "The Rocky Horror Picture Show", cineastische Adaption des seinerzeit erfolgreichen Bühnenstücks Richard O'Briens, gefallen lassen, doch hat man es hier mit mehr zu tun, als einer billigen durch Musik und Tanz gepimpten Soap-Story.
Vielmehr ist dieses "Grusical" eine Hommage an Horror- und Science Fiction-Flicks, vor allem deren trashige Varianten aus den 30er und 40er Jahren. Meine Skepsis wich bereits mit dem berühmten Vorspann, in dem ein rotgeschminkter Frauenmund den mit Referenzen gespickten Ohrwurm "Science Fiction/Double Deature" trällert. Ein Festival für alle Sinne. Im Laufe des etwas konfusen Plots begegnet man Elementen aus "King Kong", Hammer-"Dracula", "Der Tag an dem die Erde sill stand", dem RKO-Spätprogramm, der griechischen Mythologie, "Frankenstein", diversen Ed Wood-Peinlichkeiten und vielem mehr. Gepaart mit dem hervorragenden Schnitt, den knallig bunten wie morbiden Kulissen, den schrillen Figuren, kontroverser Erotik von beiden Ufern, den fast ausnahmslos gelungenen Pop-/Rock-Musikeinlagen (darunter unsterblichen Hits wie "Time Warp") und eingestreuten Gags bietet sich einem ein audiovisuelles Potpurri höchster Güte.

Ist natürlich Tim Curry in Strapsen der Star des Films, weiß vor allem die junge Susan Sarandon zu überzeugen - in optischer Hinsicht, beschränkt sich ihre Bekleidung doch zumeist auf Unterwäsche, wie in klanglicher. Sie singt wirklich überraschend gut. Die Idee, zur Rahmung immer mal zwischendurch Charles Gray (Bösewicht Blofeld aus mehreren 007-Abenteuern) als distinguierten Märchenonkel einzublenden, gefällt. Und wenn Meat Loaf als überproportionierter Elvis-Verschnitt samt Frankenstein-Narben und Harry Powell-Gedächtnistattoos auf den Fingern per Harley aus seiner Kühlkammer entkommt, einen Rock 'N' Roll-Hit zum Besten gibt und letztendlich mit einer Spitzhacke erschlagen wird, sollte jedem klar sein, was die RHPS ist: Ein utopisches Fest der Popkultur. Dass die Geschichte letztendlich so redundant und albern wie die ihrer Vorbilder ist, stört nicht sonderlich, bietet sie doch lediglich die Plattform für das farbenfrohe Spekatakel.

Ob nun Musical, Freakshow oder Freudsche Revue. Wer sich an der Synthese aus Musik und Film nicht stört und dessen Homophobie mehr als einen Kerl in Dessous verträgt, der sollte "The Rocky Horror Picture Show" mal sichten.

7,5/10


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