Dienstag, 23. Februar 2010


Im Vorhof zur Hölle (UK/USA, 1990)

Originaltitel: State of Grace
Regie: Phil Joanou
Produktion: Ned Dowd, Randy Ostrow, Ron Rotholz
Buch: Dennis McIntyre
Musik: Ennio Morricone
Kamera: Jordan Cronenweth

Sean Penn (Terry Noonan)
Ed Harris (Frankie Flannery)
Gary Oldman (Jackie Flannery)
Robin Wright Penn (Kathleen Flannery)
John Turturro (Nick)
Burgess Meredith (Finn Flannery)
R.D. Call (Pat Nicholson)
Joe Viterelli (Borelli)
John C. Reilly (Stevie McGuire)
Deirdre O'Connell (Irene)
Marco St. John (Jimmy Cavello)
James Russo (DeMarco)

Terry Noonan, Polizist aus Boston, kehrt in seine Heimat nach Hell's Kitchen (New York) zurück. Sein Auftrag ist es, "Undercover" als Spitzel die irische Mafia hochgehen zu lassen, in der auch sein bester Freund aus Kindertagen, Jackie Flannery, und dessen Bruder Frankie als Oberhaupt mitmischen. Schon bald muss Terry einsehen, dass er diesem Unterfangen insbesondere moralisch und psychisch nicht gewachsen ist und findet sich als Protagonist in einem tödlichen Krieg wieder...

Die Story, ein Mix aus klassischen Gangsterfilm-Konventionen und Copthriller, mutet natürlich etwas recycelt an, kommt aber mit frischen Ideen und Stilmitteln daher. Den Bärenanteil der Handlung mal nicht in italienische Hände zu geben, war nicht erst Martin Scorseses Geistesblitz bei "The Departed". Die Atmosphäre des Films ist stets beklemmend und ungeschönt, jeder Innenraum hat den authentischen Charme von Bierdunst, Zigarettenqualm und aufgeweichten Wänden, die Außensettings lassen einen das Gemisch aus Regenwasser und Autoabgasen förmlich spüren. Stets untermalt von Morricones zähem und subtilem Soundtrack, der hier mal ganz anders daherkommt als in den "Spaghetti-Western" von Sergio Leone (die ich wohlgemerkt liebe, auch wegen der Musik) eskalieren die persönlichen Dramen an allen Fronten.
"Im Vorhof zur Hölle" bietet aber nicht nur ein realistisch dreckiges Milieu, sondern auch die passende Härte in den Intrigen, kriminellen Machenschaften, die Terry immer weiter in den Sog des Verderbens ziehen, und Dialoge mit Schmackes. Letztendlich münden die Konflikte in einem furiosen und äußerst blutigen Kneipen-Shootout in Zeitlupe am St. Patricks Day.

Schlicht und einfach herausragend aus der vorzüglich besetzten Cast ist dabei (abermals) die schauspielerische Leistung von Gary Oldman als versoffener und verfilzter aber äußerst sympathischer Draufgänger. Dem Mann kauft man einfach alles ab. Penn ist solide, seine spätere (und jetzt wohl wieder ehemalige) Frau jedoch wirkt zuweilen deplaziert und bremsend, sowohl von ihrem Schauspiel als auch ihrer Rolle her. Auch Ed Harris ist großartig, ist man das aber meistens nicht anders gewohnt.

Joanous Gangsterstreifen war nicht übermäßig erfolgreich und ist heutzutage relativ untergegangen - ab und zu sendet ihn noch ein drittes Programm im Fernsehen. Eine schnörkellose Inszenierung, darstellerische Reife, realistische, mitunter versiffte Atmosphäre und kompromisslose Ignoranz von breiter Publikumskonformität - Das sind alles Eigenschaften, die ich in aktuellen Genreproduktionen, die als zahnlose und stilisierte PG13-Bonbons gedreht werden, meistens vermisse. Das lässt auch vereinzelte Déjà Vu's bezüglich der Plotelemente weitestgehend vergessen. Somit ist der Außenseiter "Im Vorhof zur Hölle" eine kleine Actionthrillerperle und eine klare Empfehlung an Freunde des erwachsenen Kinos.

8/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen