Montag, 1. März 2010




Halloween - Die Nacht des Grauens (USA, 1978 - TV Extended Version)

Originaltitel: Halloween
Regie: John Carpenter
Produktion: Moustapha Akkad, Debra Hill, John Carpenter, Irwin Yablans
Buch: John Carpenter, Debra Hill
Musik: John Carpenter
Kamera: Dean Cundey

Cast:
Donald Pleasence (Dr. Sam Loomis)
Jamie Lee Curtis (Laurie Strode)
Nancy Kyes (Annie Brackett)
P.J. Soles (Lynda van der Klok)
Charles Cyphers (Sheriff Leigh Brackett)
Kyle Richards (Lindsey Wallace)
Brian Andrews (Tommy Doyle)
John Michael Graham (Bob Simms)
Nancy Stephens (Nurse Marion Chambers)
Nick Castle/Tony Morran (Adult Michael Myers)

Halloween 1963: In der beschaulichen Kleinstadt Haddonfield in Illinois ermordert der 6jährige Michael Myers aus scheinbar unerfindlichen Gründen seine ältere Schwester Judith mit einem Küchenmesser. In katatonischem Zustand wird er unter der Obhut von Dr. Sam Loomis, der Michael als einziger für gefährlich und kalkuliert hält, in eine psychatrische Anstalt eingewiesen. 15 Jahre später, als ihm als Erwachsener der Prozess gemacht werden soll, kann er fliehen und kennt er nur ein Ziel: Haddonfield. Das Morden geht weiter - pünktlich zu Halloween...

Mit "Halloween - Die Nacht des Grauens" schuf der damalige Jungregisseur Carpenter einen Meilenstein des modernen Horrorfilms und war somit Wegbereiter für viele großartige und miese Streifen, die sich bei ihm Anleihen nahmen. Das Muster von Slasherflicks ist natürlich ein einfaches: Man nehme einen irren Massenmörder und lasse unter Teenagern, vorzugsweise leicht bekleideten jungen, naiven Mädchen, sein Unwesen treiben. Die Story alleine, auch wenn sie in diesem Fall noch etwas sorgfältiger ausgearbeitet ist als z. B. bei "Freitag der 13.", gewinnt aber nicht wirklich einen Blumentopf. So sind es vielmehr die Stilmittel, die "Halloween" so unsterblich gemacht haben. Der Film lässt sich viel Zeit, die Nacht des Schreckens gemächlich aufzubauen. Ob er Dr. Loomis bei seinen vergeblichen Versuchen zeigt, die Mitmenschen von der Gefahr durch Michael zu überzeugen oder Laurie und ihre Schulmädchen-Freundinnen vor und beim Babysitten. Dabei streut Carpenter immer wieder, untermalt von der weltberühmten Musik, diverse Schockmomente ein, die aber nicht eskalieren. Man bekommt den Killer oft zu sehen - vom Bildrand abgeschnitten, ungesehen am Fenster, in illusionartigen Erscheinungen aus der Ferne oder in dem geklauten Anstaltswagen. Ebenso hört man ihn oft stöhnend durch die Maske atmen, aber NOCH geschieht nichts. Man selber weiß, um wen es sich handelt - die potentiellen Opfer nicht. Dieses Spannungspetting zieht sich rund eine Stunde bis tief in die Nacht der Ereignisse hin. Regisseur und Kamera reizen das Klimax voll aus - in positiver Hinsicht. Als es letztendlich losgeht, bleibt es zwar recht blutleer aber weder lasch noch harmlos. Zwar gibt es auch die obligatorischen Sexszenen und ein paar nackte Brüste, die lassen aber nie daran zweifeln, dass es an sich nur um den unberechenbaren Schlitzer geht - und es für einen überzeugenden, spannenden Gruselthriller auch nicht mehr gebraucht hat. Die Synthese von Schnitt, Musik und Bildern gepaart mit einer unheimlich aussehenden, unmenschlichen und bizarren Mörderfigur sind die Zutaten für diesen Klassiker.

Einzig wirklich negativ anzumerken sind zahlreiche dicke Logiklöcher und Drehbuchschnitzer und damit meine ich nicht das genretypische Fehlverhalten der Akteure.
Warum zum Beispiel sucht sich Michael ausgerechnet jene Teenagerklique aus? Warum trägt er seine schauderhafte weiße Maske schon, bevor er den Laden ausgeraubt und diese entwendet hat?

Donald Pleasence spult seinen Part routiniert ab, muss allerdings auch nicht all zu viele Emotionen zeigen. Die debütierende Ms. Curtis wirkt zwar anfänglich noch reichlich grün, zeigt aber spätestens im Showdown, warum aus ihr die viel zitierte "Scream Queen" werden konnte. Auch die restlichen Jungdarsteller überzeugen nicht vollends, nerven aber nicht oder agieren so unglaubwürdig, dass die Qualität des Films darunter zu leiden hätte. Insgesamt ist "Halloween" schauspielerisch vielleicht durchschnittlich, im Genrekontext kennt man jedoch weitaus Schlimmeres.

"Halloween" weitete sich zu einem regelrechten Franchise aus. Einem sehr ordentlichen, direkt an den 1. Teil anknüpfenden, härteren und viele Fragen beantwortenden Sequel, folgte ein merkwürdiger dritten Film, in dem Myers nicht einmal erwähnt wird, drei weitere ziemlich schlechte Fortsetzungen mit völlig anderen Handlungssträngen und ohne Laurie Strode sowie der vielfach unterschätzte und zu unrecht verrissene "Halloween: H20 - 20 Jahre später", der samt der Lee Curtis als Laurie als eine gelungene Hommage an das Original zu sehen ist (irgendwann auch dazu ein Kurzreview) und sich nur durch zu viele Eingeständnisse an die "Scream"-Generation schuldig machte. Leider setzte man mit dem schwachsinnigen "Halloween: Resurrection" noch einen drauf und der untalentierte und goreverliebte Rockmusiker Rob Zombie probierte sich an einem bescheidenen Remake - das leider bei der unterbelichteten Zielgruppe so erfolgreich war, dass ein zweiter Neuaufguss folgte und ein weiterer in der Mache ist. Eine Schande. Im Prinzip sollte man die Geschichte auf die ersten beiden Teile und "H:20" beschränken und schon hat man eine grundsolide Trilogie.

"Halloween - Die Nacht des Grauens" hält sich jedoch mühelos auf Kultniveau und hat sich diesen aufgrund der so simplen aber mitreißenden Machart zweifelsohne verdient. Ohne die gravierenden Plotholes wäre eine noch höhere Wertung möglich gewesen. Dennoch ein Muss für Fans niveauvollen Grusels.

7,5/10

2 Kommentare:

  1. schade, dass du die menschen, die sich filme von rob zombie (gerne) anschauen als unterbelichteten zielgruppe abstempelst. ich fühle mich dort nicht zugehörig und trotzdem gefallen mir die "remakes" (die meiner ansicht nach weniger als remakes zu sehen sind, viel ehr als eigenständige filme, die die geschichte um michael myers an sich adaptieren) recht gut.
    naja, in diesem sinne - schönen abend.
    gruß joshua

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  2. Der Rob Zombie-Film adaptiert die Essenz der Handlung weitestgehend 1:1, erweitert sie lediglich dadurch Michael Myers' Kindheit "zu erklären"... und genau damit richtet er das Faszinosum des Originals zugrunde. MM war ein normaler kleiner Junge, bis in jener Nacht auf einmal das unerklärliche Böse von ihm Besitz ergriff und er so wurde, wie man ihn kennt. Somit sehe ich einen versoffenen Vater und eine Mutter als Stripperin lediglich als erbärmliches Zugeständnis an die ein, deren Fantasie nicht ausreicht.

    Hannibal Lecter z. B. wird ebenfalls nicht wirklich und jetzt komm mir nicht mit dem grottigen Cash-In "Hannibal Rising"... Ein über alle Maßen intelligenter Mensch fängt einfach an, Menschen zu essen, weil er sich seiner Triebe hingiebt und Spaß daran hat. Wenn Rob Zombie eines Tages "Das Schweigen der Lämmer" neu auflegt, dann wir er sicherlich von seinem Vater als Kind dazu gezwungen worden sein, ihn oral zu befriedigen.

    Remakes sind OK, wenn ein Film nicht mehr funktioniert. Das gilt nicht für "Halloween" und trotzdem gibt es ein Remake. Ergo: Ünnötig wie ein Kropf, da Zombie den Films um viele Dinge beraubt, die ihn sehenswert machen: Suspense, stoische Ruhe, wenig Gore, Minimalismus und Unfassbarkeit. Das Alles, um seine übliche brutale Freakshow abzuziehen (ich kenne seine Filme).

    Meinetwegen korrigiere ich für dich "unterbelichtet" und mache daraus "beschränkt". Das soll nicht heißen, dass jeder, der sich den Film gerne ansieht, wobei ich mich trotzdem frage warum, blöd ist, sondern eher, dass der Film genau für diese Zielgruppe gemacht ist.

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