Montag, 1. März 2010



Nightmare on Elm Street - Mörderische Träume (USA, 1984)


Originaltitel:
A Nightmare on Elm Street
Regie: Wes Craven
Produktion: Robert Shaye, Stanley Dudelson, Joseph Wolf, Sara Risher
Buch: Wes Craven
Musik: Charles Bernstein
Kamera: Jacques Haitkin

Cast:
Heather Langenkamp (Nancy Thompson)
Robert Englund (Freddy Krueger)
John Saxon (Lt. Thompson)
Ronee Blakley (Marge Thompson)
Johnny Depp (Glen Lantz)
Amanda Wyss (Tina Gray)
Jsu Garcia (Rod Lane)
Charles Fleischer (Dr. King)
Lin Shaye (Lehrerin)

Nancy und ihre Freunde, allesamt Kinder der "Elm Street", werden von schrecklichen Albträumen geplagt - und die Träume ähneln sich: Stets trachtet ein entsetzlich verbrannter Kerl mit Hut, Streifenpullover und Messerhandschuh nach ihrem Leben. Als Teenager um Teenager im Schlaf sterben, wird Nancy klar, dass sie in ihren Albträumen wirklich sterben können. Fernab davon, die ungläubigen Eltern davon zu überzeugen, ist der größte Feind nun die Müdigkeit - Denn in den Träumen wartet nur der irre Killer...

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Nightmare on Elm Street" wurde zum Phänomen, Freddy Krueger zur Kultfigur, Johnny Depp zum Weltstar und Wes Craven zum berühmtesten Horrorregisseur Hollywooods - das alles nur durch diesen Film. Waren es ab den 30ern eher die typischen Monster à la Dracula, Frankenstein, King Kong und diverser Mumien, Sumpfgeschöpfe oder vor allem Außerirdische, die dem Publikum Angst einjagten, wurde seit Hitchcocks "Psycho" der mehr oder weniger menschliche Massenmörder zum Gassenfeger und dann... Dann kam die grnadiose Idee um Fred Krueger. Sowieso schon als Hybrid aus Monster und Mensch zu klassifizieren, erweiterte er das Gruselspektrum um die surreale Komponente mit der größten schöpferischen Kraft: dem Traum. Für seine Existenz braucht es kein Transsylvanien, keinen dunklen Wald und kein Wunderland. Menschen müssen schlafen und dass man währenddessen träumt - vor allem was -, kann man nur schwerlich beeinflussen. Diese reele Bedrohung macht den Reiz der Figur aus und sorgt zu großem Teil dafür, dass der Film so gut funktioniert. Freddy wandelt mühelos durch Gitterstäbe, hat variierend lange Arme, lauert Unterwasser in der Badewanne oder zieht seine Opfer in die Matratze, ohne dass es lächerlich oder fragwürdig wirkt. Warum sollte er es auch nicht können - Welche inhaltlichen Grenzen hat ein Traum? Diese fast uneingeschränkten "Superkräfte" machen ihn gefährlicher als Michael Myers, Jason Vorhees, Norman Bates und Hannibal Lecter zusammen. Deshalb zieht der Spannungsbogen seine Potenz im Endeffekt nur aus der Frage: Was tun, wenn man einschläft (und das wird passieren)? Das reicht aber auch schon.

Der Film ist trotz seiner 26 Jahre hinsichtlich der überaus blutigen Spezialeffekte kaum gealtert. Viele Metzelszenen und Gruseleinlagen würden heutzutage am Computer hergestellt werden und, das zeigt schon die Praxis des Remake-Trailers, schneiden dabei deutlich schlechter ab. Freddys herrlich scheußliches Makeup, das in den Traumsequenzen permanente Maintheme und Kratzen seiner Messer auf Stahl sowie andere nette Einfälle wie das Blöken von Schafen und Heulen von Kleinkindern erzeugen wahrhaft eine Stimmung wie in einem grauenhaften Albtraum, einem, den man während einer Viruserkrankung hat (denn das sind nach eigener Erfahrung die schlimmsten). Einzig störend dabei ist in einigen hektischen Szenen die unfreiwillig komische Elektropop-Musik. Das lass ich als veraltet durchgehen, den Rest nicht.

Englund als fieser, fleischgewordener Kinderschreck überzeugt auf ganzer Linie. Mal lacht man über ihn, im nächsten Moment ist er wieder so abscheulich eklig und angsteinflößend, dass man nicht selber von ihm träumen will. Diese eine Rolle sorgte für schier unerschöpflichen Engagements in Horrorproduktionen aller Art, sodass er warscheinlich ausgesorgt hat. Die Darsteller der Teenager machen ihre Sache recht gut und überzeugend, insbesondere Heather Langenkamp aber auch Johnny Depp in seiner ersten Kinorolle überhaupt. Den Cast füllen solide ältere Darsteller, von denen sich aber keiner groß hervortut, auf.

Auf "
Nightmare on Elm Street" folgten noch sechs qualitativ minderwertige Nachfolger. Der dritte Teil von 1987, in dem auch Langenkamp zurückkehrte und so unter anderem neben den späteren Stars Patricia Arquette und Laurence Fishburne zu sehen ist, geht voll in Ordnung, mit Abstrichen noch "New Nightmare" (Teil 7, 1994), ihr dritter Auftritt. Über alle anderen Sequels sollte man den Mantel des Schweigens ausbreiten: Hanebüchene Storyeinfälle, schlechtes Schauspiel und selbst ein nicht mehr wirklich ernst zu nehmender Krueger zeichnen diesen Müll aus. Mit Englund als Freddy gab es 2003 noch ein letztes Wiedersehen in der pubertären Schlachtplatte "Freddy vs. Jason". In Kürze kommt vom unsäglichen Michael Bay ein Remake zu NoES - Jackie Earle Haley, eigentlich ein guter Darsteller, wird den Albtraumschlitzer mimen. Ich erwarte, die Teaser bestätigen das zumindest schon, ein Machwerk, das Cravens Original in eigentlich allen Belangen unterlegen ist.

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Nightmare on Elm Street" hat Alles, was ein guter Horrorfilm braucht: Eine frische Story, solide bis gute Darsteller, eine bedrohliche Atmosphäre, viel Blut, eine Prise Humor und einen genialen Schurken.

7,5/10

2 Kommentare:

  1. Zu dem hatte ich auch mal was geschrieben - oder hab' es zumindest versucht (müsste mal überarbeitet werden). Der ist ja vor allem durch sein Traumsujet so unheimlich vielschichtig und spielt gekonnt mit den Erwartungen des Zuschauers, mit Traum und Fiktion, Realität und Ausnahmesitution, dass es geradezu schwer fällt, dem Film vollends gerecht zu werden, auch wenn ich sagen muss, dass "Nightmare" im Zuge letzter Sichtungen etwas von seiner Faszination eingebüßt hat. Der Screenshot am Ende deines Posts ist übrigens nach wie vor meine Lieblingsszene vieler, vieler grandioser Szenen.

    Du kritissiert im Übrigen die poppige Musik - ist richtig und nachvollziehbar, aber das eigentliche "Nightmare"-Theme ist so herrlich bedrohlich und lässt die restlichen Musikeinlagen schnell wieder vergessen. Schade, dass Mr. Craven nie wieder an seine legendären Zeiten anknüpfen konnte.

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  2. Das sich durch den Film ziehende Theme ist ja auch lobend erwähnt. In der Tat kaschiert es die unpassenden Einlagen etwas, für erwähnenswert hielt ich sie aber doch. Die Vielschichtigkeit des Traums als Kern des Films zu analysieren, braucht sicherlich mehr als eine Kurzkritik, sofern man diese erkennt, hat man aber den richtigen Zugang zum Film.

    Mit Craven ist das gleiche passiert, wie mit vielen anderen erfolgreichen Hollywood-Regisseuren. Der Erfolg machte sie faul und unkreativ. Erst reichte ihm die klingelnde Box-Office, dann gelang ihm nicht mal mehr das.

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